Übersetzung und Zusammenfassung des Referates von Frau Ory
Der Weg einer kleinen Gemeinde zur Energiestadt: Motivation, Ziel und Erfolg.
Am 22. Oktober 1998 wurde die Gemeinde Chézard-St-Martin mit dem Label „Energiestadt“ zertifiziert. Was hat dazu geführt, dass diese kleine Gemeinde zwischen Neuchâtel und La Chaux-de-Fonds mit Sechzehnhundert Einwohner ihren Platz unter den „Energiestädten“ der Schweiz eingenommen hat? Chézard-St-Martin zeigte, dass mit minimalem Budget, aber grossem Enthusiasmus, die Bedingungen zur Erlangung des Labels erreicht werden können. Die Gemeinde verfügt demnach über eine moderne und effiziente Energiepolitik mit entsprechend interessanten Resultaten.
Die Energiepolitischen Meilensteine der Gemeinde
Die Energiebilanz der Gemeinde
Im Jahre 1993 hatte die kantonale Energiefachstelle Neuenburg die Gemeinden dazu aufgefordert, auf kommunaler Ebene eine komplette Energiebuchhaltung einzuführen. Dazu wurde den interessierten Gemeinden ein Arbeitsmittel zur Verfügung gestellt, welches die Erstellung einer Energiebilanz ermöglicht. Diese Bilanz ermöglicht es, die mittel- bis langfristige Wirksamkeit der kommunalen Energiepolitik zu quantifizieren. So konnte man ermitteln, dass heute 14 Prozent sämtlicher Heizungen der Gemeinde mit erneuerbarer Energie betrieben werden (Holz und Wärmepumpen). Bei den gemeindeeigenen Liegenschaften beträgt dieser Anteil bereits 82 Prozent.
Auch die Fläche thermischer Solarkollektoren lässt sich so mit anderen Werten vergleichen. Im Moment sind in Chézard-St-Martin pro Einwohner mehr als 4.9 dm2 Kollektorfläche installiert. Für die ganze Schweiz beträgt diese Zahl 1.2 dm2 und für den Kanton Neuenburg 1.8 dm2.
Die Resultate sind also ermutigend und zeigen, dass selbst einfache Massnahmen substantielle Einsparungen sowohl im Verbrauch wie auch auf den Energierechnungen bringen. Die Gesamtheit der Aktionen hat die Bevölkerung bezüglich Energiefragen sensibilisiert und hat ihre Einflüsse auch auf das Verhalten im privaten Bereich gefördert. So kann die Bilanz und das Label Energiestadt als erreichtes Etappenziel betrachtet werden, das eine gute Ausgangslage für die künftige Energiepolitik bietet.
Laufende Projekte
Es sind Projekte wie Gebäudesanierungen, Kauf von energiesparenden Kommunalfahrzeugen, die Einrichtung von 30km/h-Zonen usw. im Gang. Das schwierigste Problem bleibt die Beheizung der Kirche. Viele Vorschläge sind vorgetragen worden, doch bisher vermag keiner den Anforderungen von Kosten, Sparsamkeit, Komfort und bauphysikalischen Gegebenheiten zu genügen. Man hofft, im laufenden Jahr eine Lösung zu finden.
Schlussfolgerung
Die Bildung einer Energiekommission ist sicher der erste Schritt in Richtung kommunaler Energiepolitik. Diese Kommission muss relativ unabhängig vom Gemeinderat agieren und von vorhandenem Wissen seiner Mitglieder profitieren können. So kann diese Kommission praktisch kostenlos gute Informations- uns Sensibilisierungsarbeit leisten. Durch die Umsetzung von einfachen Sofortmassnahmen im Bereich der Betriebsoptimierung von bestehenden Heizungsanlagen können relevante Einsparungen realisiert werden. Bei grösseren Projekten wie ein Nahwärmeverbund, kann von Subventionen profitiert werden, welche die Realisation auch kleinen Gemeinden ermöglichen.
Wichtig scheint auch, dass die Repräsentanten einzelner Projekte möglichst aus dem Dorf selber stammen. Dies erleichtert die Akzeptanz der gegebenen Informationen und vorgeschlagenen Massnahmen durch die Bevölkerung.
Ich empfehle jeder Gemeinde, die noch keine Energiekommission hat, eine solche zu gründen und wünsche allen ebenso leidenschaftliche Gespräche am runden Tisch wie zur Energie-Zukunft von Chézard-St-Martin.