Cités de l’énergie

Übersetzung und Zusammenfassung des Referates von Frau Ory

 

Der Weg einer kleinen Gemeinde zur Energiestadt: Motivation, Ziel und Erfolg.

 

Am 22. Oktober 1998 wurde die Gemeinde Chézard-St-Martin mit dem Label „Energiestadt“ zertifiziert. Was hat dazu geführt, dass diese kleine Gemeinde zwischen Neuchâtel und La Chaux-de-Fonds mit Sechzehnhundert Einwohner ihren Platz unter den „Energiestädten“ der Schweiz eingenommen hat? Chézard-St-Martin zeigte, dass mit minimalem Budget, aber grossem Enthusiasmus, die Bedingungen zur Erlangung des Labels erreicht werden können. Die Gemeinde verfügt demnach über eine moderne und effiziente Energiepolitik mit entsprechend interessanten Resultaten.

 

 

Die Energiepolitischen Meilensteine der Gemeinde

 

  • Nach einer Motion aus der Legislative wurde im Jahre 1982 eine siebenköpfige Energiekommission gegründet. Die Kommission hat keine Entscheidungskompetenz, leistet aber die Grundlagen- und Informationsarbeit zur kommunalen Energiepolitik.

 

  • 1985 wurden alle Glühlampen der öffentlichen Beleuchtung gegen Stromsparlampen ausgetauscht.

 

  • Im Herbst 1985 konnte die Bevölkerung an einer Standaktion von einer kostenlosen Berechnung und Beurteilung der Energiekennzahl ihrer Liegenschaften profitieren. Die dazu notwendigen Angaben konnten die interessierten Hauseigentümer auf einem vorgängig verschickten Formular angeben.

 

  • Im Jahr 1991 wurde ein 800 kW-Holzschnitzel-Wärmeverbund für drei gemeindeeigenen, einem Geschäfts- und mehreren Privathäusern in Betrieb genommen. Das Brennholz stammt aus dem Waldbesitz der Gemeinde.

 

  • 1992 wurde die Gebäudehülle eines gemeindeeigenen Mehrfamilienhauses wärmetechnisch saniert und eine 17m2-Solaranlage zur Brauchwasservorwärmung installiert. Die resultierende Wärme-Energiekennzahl des Gebäudes beträgt heute 340MJ/m2a. Der vergleichbare Zielwert nach SIA für Neubauten beträgt 410MJ/m2a.

 

  • Im Moment wird im Rahmen einer Zonenplanrevision geprüft, wie Hindernisse zur Nutzung erneuerbarer Energien möglichst elimiert werden können. Es ist vorgesehen, im Baureglement einen Perimeter zu definieren, innerhalb dem die Gemeinde den Anschluss an den bestehenden Wärmeverbund vorschreiben kann. Dies würde die Wirtschaftlichkeit der Installation erhöhen, weil noch Leistungsreserven vorhanden sind.

 

  • Die Kommission hat die Energiekennzahlen sämtlicher gemeindeeigenen Liegenschaften ermittelt und einfache Massnahmen zur Verbesserung derselben vorgeschlagen.

 

  • Es wurde eine kleine Machbarkeitsstudie zu einem Kleinwasserkraftwerk in der Trinkwasserversorgung der Gemeinde verfasst. Leider musste aufgrund ungenügender Rentabilität von dieser Investition abgesehen werden.

 

  • Die Gemeinde besitzt ein abgelegenes Chalet, das nicht an das Elektrizitätsnetz angeschlossen ist. Um die Nutzung durch Vereine und für Familienfeste zu fördern, wurde die Installation einer kleinen Photovoltaikanlage geprüft. Die Investition ist vorläufig zu hoch, doch das Projekt ist noch nicht begraben.

 

  • Im Jahr 1993 haben die Elektrizitätswerke Neuchâtel den Club ENSOL gegründet um die Nutzung der Photovoltaik nach den Prinzip der Solarstrombörse zu fördern. Bereits ein Jahr darauf konnte eine erste Anlage in Betrieb genommen werden. Zusammen mit der Gemeinde Chézard-St-Martin wurde an einem Informationsabend über die Möglichkeiten einer Anlage in der Gemeinde selber orientiert. Diese stiess auf grosses Interesse, welches jedoch nicht ausreichte, um die Anlage zu finanzieren.

 

Die Energiebilanz der Gemeinde

 

Im Jahre 1993 hatte die kantonale Energiefachstelle Neuenburg die Gemeinden dazu aufgefordert, auf kommunaler Ebene eine komplette Energiebuchhaltung einzuführen. Dazu wurde den interessierten Gemeinden ein Arbeitsmittel zur Verfügung gestellt, welches die Erstellung einer Energiebilanz ermöglicht. Diese Bilanz ermöglicht es, die mittel- bis langfristige Wirksamkeit der kommunalen Energiepolitik zu quantifizieren. So konnte man ermitteln, dass heute 14 Prozent sämtlicher Heizungen der Gemeinde mit erneuerbarer Energie betrieben werden (Holz und Wärmepumpen). Bei den gemeindeeigenen Liegenschaften beträgt dieser Anteil bereits 82 Prozent.

 

Auch die Fläche thermischer Solarkollektoren lässt sich so mit anderen Werten vergleichen. Im Moment sind in Chézard-St-Martin pro Einwohner mehr als 4.9 dm2 Kollektorfläche installiert. Für die ganze Schweiz beträgt diese Zahl 1.2 dm2 und für den Kanton Neuenburg 1.8 dm2.

 

Die Resultate sind also ermutigend und zeigen, dass selbst einfache Massnahmen substantielle Einsparungen sowohl im Verbrauch wie auch auf den Energierechnungen bringen. Die Gesamtheit der Aktionen hat die Bevölkerung bezüglich Energiefragen sensibilisiert und hat ihre Einflüsse auch auf das Verhalten im privaten Bereich gefördert. So kann die Bilanz und das Label Energiestadt als erreichtes Etappenziel betrachtet werden, das eine gute Ausgangslage für die künftige Energiepolitik bietet.

 

Laufende Projekte

 

Es sind Projekte wie Gebäudesanierungen, Kauf von energiesparenden Kommunalfahrzeugen, die Einrichtung von 30km/h-Zonen usw. im Gang. Das schwierigste Problem bleibt die Beheizung der Kirche. Viele Vorschläge sind vorgetragen worden, doch bisher vermag keiner den Anforderungen von Kosten, Sparsamkeit, Komfort und bauphysikalischen Gegebenheiten zu genügen. Man hofft, im laufenden Jahr eine Lösung zu finden.

 

Schlussfolgerung

 

Die Bildung einer Energiekommission ist sicher der erste Schritt in Richtung kommunaler Energiepolitik. Diese Kommission muss relativ unabhängig vom Gemeinderat agieren und von vorhandenem Wissen seiner Mitglieder profitieren können. So kann diese Kommission praktisch kostenlos gute Informations- uns Sensibilisierungsarbeit leisten. Durch die Umsetzung von einfachen Sofortmassnahmen im Bereich der Betriebsoptimierung von bestehenden Heizungsanlagen können relevante Einsparungen realisiert werden. Bei grösseren Projekten wie ein Nahwärmeverbund, kann von Subventionen profitiert werden, welche die Realisation auch kleinen Gemeinden ermöglichen.

 

Wichtig scheint auch, dass die Repräsentanten einzelner Projekte möglichst aus dem Dorf selber stammen. Dies erleichtert die Akzeptanz der gegebenen Informationen und vorgeschlagenen Massnahmen durch die Bevölkerung.

 

Ich empfehle jeder Gemeinde, die noch keine Energiekommission hat, eine solche zu gründen und wünsche allen ebenso leidenschaftliche Gespräche am runden Tisch wie zur Energie-Zukunft von Chézard-St-Martin.

 

 

 

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